Online-Vortragsreihe der DFPP vom 09. Februar bis 2. März 2023

Nach der erfolgreichen Erstauflage der DFPP Online-Vortragsreihe 2021 wollen wir wieder mit einem vielfältigen Programm an vier Terminen im Februar und März 2023 Einblicke in verschiedene Bereiche der psychiatrischen Pflege ermöglichen. Mit interessanten Referent*innen beleuchten wir die Möglichkeiten der Ersten Hilfe für psychische Gesundheit, geben Einblicke in die Rolle der Pflegespezialisten in der Psychiatrie in den Niederlanden, lernen mehr in einem Workshop zum Thema Traumasensible Pflege und erfahren mehr über die Förderung der Selbstbestimmung und Partizipation in der Akutpsychiatrie mithilfe von Behandlungsvereinbarungen.

Anmeldung

Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenfrei und erfordert keine Anmeldung. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen.

Der Zoom Link zu den jeweiligen Veranstaltungen wird 24 h vorher auf der Webseite veröffentlicht. 

Termine in der Übersicht:

09. Februar 2023 18:00-19:30 Uhr
Vortrag: Erste Hilfe für psychische Gesundheit – Endlich helfen können!
Dr. Simona Maltese

[ABGESAGT] 15. Februar 2023 18:00-19:30 Uhr
Workshop: Die Rolle des Pflegespezialisten in der Psychiatrie in den Niederlanden
Heike Hörnschemeyer
– Wir müssen die Veranstaltung mit Frau Hörnschemeyer leider absagen. –

23. Februar 2023 18:00-19:30 Uhr
Workshop: Traumasensible Pflege
Diana Konrads

02. März 2023 18:00-19:30 Uhr
Vortrag: Behandlungsvereinbarungen – Selbstbestimmung und Partizipation fördern in der Akutpsychiatrie
Jacqueline Rixe

Flyer 


09. Februar 2023 von 18:00-19:30 Uhr “Erste Hilfe für psychische Gesundheit – Endlich helfen können!”

Vortrag von Frau Dr. Simona Maltese, exam. Krankenschwester und Psychologische Psychotherapeutin aus dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim.

Erste Hilfe für körperliche Gesundheitsprobleme ist weltweit verbreitet und akzeptiert. Fast jeder hat schon mal einen Erste Hilfe-Kurs besucht und weiß, wie bei einem Herzstillstand oder einer stark blutenden Wunde zu reagieren ist. Doch was können wir tun, wenn die Seele einer nahestehenden Person leidet?
Freund
innen, Ver

wandte oder Kolleginnen bemerken häufig früh, wenn sich eine Person immer mehr zurück

zieht, sich häufiger Sorgen macht oder insgesamt verändert wirkt. Sie wollen dann helfen, wissen aber häufig nicht wie. Und genau das können Laiinnen in MHFA Ersthelfer-Kursen lernen (MHFA = Mental Health First Aid): Wie erkenne ich ein psychisches Gesundheitsproblem? Wie spreche ich dendie Betroffene adäquat an? Und wie kann ich sie in professionelle Hilfe vermitteln?
Die Kurse werden von Fachpersonen aus dem psychologischen/psychiatrischen Bereich geleitet. Psychiatrische Fachpflegekräfte verfügen sowohl über die vorausgesetzte fachliche Eignung und ganz besonders über die Erfahrung im Kontakt mit den Angehörigen. Sie wissen also, worauf es zu achten gilt und eignen sich besonders für die Instruktorinnen-Tätigkeit.

Erfahren Sie in diesem Vortrag von Dr. Simona Maltese aus dem Leitungsteam von MHFA Ersthelfer mehr über das Programm, seine Idee und seinen Aufbau, seine Wirkweise, seine Verbreitung und wie auch Sie Instruktor*in werden können!


15. Februar 2023 18:00-19:30 Uhr Die Rolle des Pflegespezialisten in der Psychiatrie in den Niederlanden

Workshop von Heike Hörnschemeyer
– Wir müssen die Veranstaltung mit Frau Hörnschemeyer leider absagen. –


23. Februar 2023 von 18:00-19:30 Uhr “Traumasensible Pflege”

“Traumasensible Pflege”: Ein Workshop durch Diana Konrads, exam. Gesundheits- und Krankenpflegerin, selbstständige Dozentin und Fachberaterin für Psychotraumatologie, sowie Dozentin in der Weiterbildung Fachgesundheits- und Krankenpflege in der Psychiatrie und Fachkraft für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der LVR Akademie für seelische Gesundheit.

Mehr als jeder zweiter Mensch erlebt in seinem Leben ein traumatisches Ereignis. Jeder Vierte sogar mehrere traumatische Ereignisse. Davon entwickeln 10-18% eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). In den unterschiedlichsten psychiatrischen Fachbereichen sowie somatischen Kliniken, Altenheimen und der ambulanten Versorgung begegnen uns Menschen, die Gewalt, Misshandlungen, Vernachlässigung oder Missbrauch ausgesetzt waren oder noch sind. In der Praxis werden traumatisierte Patienten jedoch immer noch zu selten erkannt. Diagnostiziert und behandelt werden vielmehr die komorbiden Störungen wie Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen, somatoforme Störungen, Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen. Ein gesamtes Behandlungsteam sollte ein Verständnis entwickeln, welchen prägenden Charakter traumatische Erfahrungen für spätere Lebensentscheidungen, die Entwicklung von Bewältigungsstrategien und nicht zuletzt das aktuelle Erleben haben können. Die traumasensible Pflege kann durch den regelmäßigen, verlässlichen und einfühlsamen Kontakt eine wichtige Bindung zu den Betroffenen aufbauen und somit maßgeblich zu einem Therapieerfolg beitragen.

In dem Workshop sollen die zentralen Symptome und Zusammenhänge von Traumafolgestörungen vermittelt werden, um ein erstes Verständnis für das Krankheitsbild Posttraumatische Belastungsstörung zu bekommen.


2. März 2023 von 18:00-19:30 Uhr “Behandlungsvereinbarungen Selbstbestimmung und Partizipation fördern in der Akutpsychiatrie”

Ein Vortrag durch Jacqueline Rixe, M.Sc. Gesundheits- und Pflegewissenschaften, B.A. Psychiatrische Pflege, Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für psychiatrische Pflege, Mentorin im Traineeprogramm, Leitung der AG Psychiatrische Pflege- und Interventionsforschung im Ev. Klinikum Bethel.

Die Diskussion um die Selbstbestimmung des Menschen hat in den letzten Jahrzehnten im gesellschaftlichen Diskurs an Bedeutung gewonnen und wird über den nationalen Rahmen hinaus z.B. durch Ottawa-Charta und UN-Behinderten-Rechtskonvention (UN-BRK) auch im Gesundheitswesen rechtlich gerahmt. Um dem hohen Gut der Selbstbestimmung auch in akuten Krankheitsphasen, in denen die Einwilligungsfähigkeit und selbstbestimmtes Handeln Einschränkungen unterliegen können, zu ermöglichen, wurden sowohl im somatischen als auch im psychiatrischen Behandlungskontext unterschiedliche Instrumente (z.B. Vorausverfügungen) entwickelt.

Vorausverfügungen können wie Patientenverfügung und Psychiatrisches Testament unilateral, also alleinig durch die Person, oder aber bilateral als vertragliche Regelung zwischen Patient*in und Behandlungsteam erfolgen. Eine bilaterale Vorausverfügung im psychiatrischen Kontext stellt die Behandlungsvereinbarung (BV) dar. BVs enthalten Vereinbarungen hinsichtlich der Behandlung im Allgemeinen und der Behandlung bei Krisenzuspitzung, die einer rechtlich bindenden Patientenverfügung entsprechen, und weitere gemeinsame Absprachen, zu deren Umsetzung sich die Klinik verpflichtet. Auch der Krisenpass (KP) hat sich als Instrument zur Krisenvorsorge etabliert und enthält Informationen für Krisensituationen im Taschenformat (z.B. Kontaktdaten von Vertrauens-personen und Behandler*innen, Medikation).

In der S3-Leitlinie zur Verhinderung von Zwang sind BVs und KPs bzw. Krisenkarten aufgrund des hohen Expertenkonsens und der starken Patientenpräferenz mit dem Empfehlungsgrad A, aber aufgrund der inkonsistenten Studienlage nur mit dem Evidenzgrad 2 aufgeführt (DGPPN, 2019, S. 102). Zudem mangelte es an Evidenz für Deutschland. Die vom Land NRW geförderte ADiP-Studie (ADiP = Advance Directives in Psychiatry) trägt zur Schließung diese Forschungslücke bei, indem z.B. überprüft wurde, ob BVs in Bezug auf eine Reduktion von kumulativer, stationärer Behandlungsdauer (mit/ohne Unterbringungsbeschluss) und von Zwangsmaßnahmen den weniger aufwändigen KPs überlegen sind. Zudem wurde geprüft, ob BVs gegenüber KPs z.B. in Bezug auf die Vertrauensbildung zum Behandlungsteam und die aktive Mitgestaltung der Behandlung besser wirken.

In dem Vortrag werden die Krisenvorsorge-Instrumente (Behandlungsvereinbarung und Krisenpass) vorgestellt und die Ergebnisse der ADiP-Studie präsentiert. Es wird diskutiert, inwiefern der Einsatz in der psychiatrischen Praxis sinnvoll ist, was bei der Implementierung berücksichtigt werden sollte und wie psychiatrisch Pflegende zur Implementierung und der Anwendung der Instrumente beitragen können.