Abschlussforum des Psychiatriedialogs 2.0 – DFPP war vor Ort

Am Dienstag, den 29. April 2025, fand in Berlin das Abschlussforum des Psychiatriedialogs 2.0 der APK (Aktion Psychisch Kranke e.V.) statt. Rund 150 Fachpersonen aus Praxis, Politik, Selbsthilfe und Wissenschaft kamen zusammen, um zentrale Ergebnisse der bisherigen Arbeit zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Für die DFPP waren Marlene Hoffmann (Regionalgruppe Sachsen) und Thomas Buneta, der einige Stellungnahmen im Rahmen der Dialogforen (mit)erarbeitet hat, vor Ort.

Struktur & Inhalte des Forums

Das Abschlussforum war in drei moderierte Diskussionsrunden gegliedert, bei denen neben den Podiumsgästen auch das Plenum aktiv einbezogen wurde:

  1. „Was ist erreicht? Was soll geschehen?“
    Mit Vertreter*innen aus Psychotherapie, Krankenhausversorgung, Wohlfahrtspflege, Kommunen, Selbsthilfe und Bundesländern wurde diskutiert, wie die Handlungsempfehlungen zu bewerten sind und welche weiteren Schritte folgen sollten.
  2. „Partizipation, Selbstbestimmung und Zwangsvermeidung“
    Hier lag der Fokus auf der Stärkung von Peer-Arbeit, der kritischen Auseinandersetzung mit Zwangsmaßnahmen und den Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe psychisch erkrankter Menschen und ihrer Angehörigen. Thomas Buneta, brachte sich als Vertreter der DFPP in die Diskussion ein.
  3. „Verantwortung für Koordination, Kooperation und Sicherstellung“
    Diese Runde beleuchtete die komplexen Zuständigkeiten im System – von der medizinischen Versorgung über die Leistungsträger bis hin zur kommunalen Ebene – und diskutierte Ansätze für bessere Vernetzung und Steuerung.

Zentrale Tendenzen & Impulse

Im Verlauf der Veranstaltung zeichnete sich eine Reihe von übergeordneten Erkenntnissen und Empfehlungen ab:

  • Psychiatriepolitik braucht Kontinuität: Die Handlungsempfehlungen aus dem ersten Psychiatriedialog sind bislang kaum umgesetzt – der Regierungswechsel erschwert die Anschlussfähigkeit.
  • Format bewährt sich: Die APK sowie Vertreter*innen von BMG und BMAS befürworten eine Fortführung des Psychiatriedialogs – künftig jedoch in kleineren, themenfokussierten Foren.
  • Stärkere Berücksichtigung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (SMI): Der Zugang zu Angeboten ist für diese Gruppe nach wie vor erschwert.
  • Ziel: Silodenken überwinden: Es braucht mehr Kohärenz zwischen SGB V, VIII, IX und XI – Handlungsempfehlungen hierzu liegen vor.
  • Ressourcen klüger einsetzen: Mehrheitlich besteht die Meinung, dass nicht primär mehr Mittel, sondern eine intelligentere Mittelverwendung erforderlich ist.

Konkrete Anregungen aus dem Forum

Einige besonders praxisnahe Impulse aus den Diskussionen:

  • Ausbau von Krisendiensten und regionaler Versorgungsverpflichtung (z. B. via Globalbudget nach § 64b SGB V und GPV-Gebot)
  • Stärkung von Selbstbestimmung, Beschwerdemöglichkeiten und Peer-Arbeit sowie Partizipation
  • Mehr Pflegebeteiligung bei Entscheidungen zu Zwangsmaßnahmen
  • Erstellung eines Zwangsregisters mit standardisierter Begründungspflicht
  • Flexiblere Nutzung von Rehabilitationsangeboten (z. B. RPK, mobile Reha)
  • Persönliches Budget als Instrument stärken (aktuell <1 % der Eingliederungshilfen)
  • Förderung einer offenen, ehrlichen Haltung in der Beziehungsarbeit

Fazit

Die Atmosphäre war offen, kooperativ und prozessorientiert. Viele Teilnehmende – auch auf dem Podium – signalisierten Erleichterung über den erfolgreichen Abschluss des Psychiatriedialogs. Gleichzeitig wurde die Absicht nochmals bekräftigt, dass die vorliegenden Empfehlungen nun in den Ministerien, interministeriell und auf Bund-Länder Ebene aufgenommen und abgearbeitet werden. Die APK versteht sich als „Scharnier“ zwischen Politik und psychiatrischer Fachöffentlichkeit, dieses Ziel hat sie eindrucksvoll erreicht.

Vereinzelte Rückmeldungen aus dem Publikum wiesen darauf hin, dass die Handlungsempfehlungen in ihrer Detailtiefe nicht immer zu greifen seien. Unser Eindruck: Auch kleine Stellschrauben können große Wirkung entfalten – gerade im komplexen Versorgungssystem psychiatrischer Hilfen.

Wir danken der APK für die Einladung und die professionelle Durchführung des Forums.

 

Text: Thomas Buneta, Marlene Hoffmann