Abschlussforum des Psychiatriedialogs 2.0 – DFPP war vor Ort
Abschlussforum des Psychiatriedialogs 2.0 – DFPP war vor Ort
Ein erster „Dialog zur Weiterentwicklung der Hilfen für psychisch erkrankte Menschen“ wurde vom Bundesgesundheitsministerium initiiert. Die psychiatrischen Verbände und Fachgesellschaften wurden eingeladen, dem Gesundheitsministerium, Vorschläge für die Verbesserung der psychiatrischen Versorgung im Bereich des SGB V zu erarbeiten. Dieser Prozess fand von 2018-2022 statt und wurde von der Aktion Psychisch Kranke e.V. (APK, siehe www.apk-ev.de) moderiert. Damals wurden 13 konkrete Handlungsempfehlungen für das Bundesgesundheitsministerium entwickelt.
Aufgrund der guten Erfahrungen mit diesem Prozess wurde 2023 eine Fortführung unter dem Titel „Psychiatriedialog 2.0“ veranlasst. Dieses Mal lautete das Ziel eine Verständigung über Entwicklungsbedarfe und Formulierung von Handlungsempfehlungen für eine personenzentrierte, rechtskreisübergreifende Versorgung mit Fokus auf die Schnittstellen zwischen der Behandlung psychisch erkrankter Menschen und den weiteren Sozialgesetzbüchern zu Teilhabe, Pflege und Prävention sowie zum Bürgerlichen Gesetzbuch und zu Verfahrensgesetzen zu haben. Es ging also über die Krankenbehandlung (nach SGB V) weit hinaus. Auch dieses Mal wurde der Prozess von der APK geleitet. Informationen gibt es unter www.psychiatriedialog.de. Mit Thomas Buneta als Experte für Psychiatrische Pflege war auch die DFPP beteiligt.
Am Dienstag, den 29. April 2025, fand in Berlin das Abschlussforum des Psychiatriedialogs 2.0 statt. Rund 150 Fachpersonen aus Praxis, Politik, Selbsthilfe und Wissenschaft kamen zusammen, um zentrale Ergebnisse der bisherigen Arbeit zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Für die DFPP waren Marlene Hoffmann (Regionalgruppe Sachsen) und Thomas Buneta, vor Ort.
Das Abschlussforum war in drei moderierte Diskussionsrunden gegliedert. Hier wurde vorgestellt und diskutiert, was bislang erreicht wurde, wie Partizipation und Selbstbestimmung gestärkt und Zwangsmaßnahmen vermieden werden können und wie im komplexen Hilfesystem die Verantwortung für die Koordination und Kooperation sichergestellt werden kann.
Zentrale Tendenzen & Impulse
Im Verlauf der Veranstaltung zeichnete sich eine Reihe von übergeordneten Erkenntnissen und Empfehlungen ab:
- Psychiatriepolitik braucht Kontinuität: Die Handlungsempfehlungen aus dem ersten Psychiatriedialog sind bislang kaum umgesetzt – der Regierungswechsel erschwert die Anschlussfähigkeit.
- Format bewährt sich: Die APK sowie Vertreter*innen von BMG und BMAS befürworten eine Fortführung des Psychiatriedialogs – künftig jedoch in kleineren, themenfokussierten Foren.
- Stärkere Berücksichtigung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (SMI): Der Zugang zu Angeboten ist für diese Gruppe nach wie vor erschwert.
- Ziel: Silodenken überwinden: Es braucht mehr Kohärenz zwischen SGB V, VIII, IX und XI – Handlungsempfehlungen hierzu liegen vor.
- Ressourcen klüger einsetzen: Mehrheitlich besteht die Meinung, dass nicht primär mehr Mittel, sondern eine intelligentere Mittelverwendung erforderlich ist.
Konkrete Anregungen aus dem Forum
Einige besonders praxisnahe Impulse aus den Diskussionen:
- Ausbau von Krisendiensten und regionaler Versorgungsverpflichtung (z. B. über das Globalbudget nach § 64b SGB V und Gemeindepsychiatrische Verbünde)
- Stärkung von Selbstbestimmung, Beschwerdemöglichkeiten und Peer-Arbeit sowie Partizipation
- Mehr Pflegebeteiligung bei Entscheidungen zu Zwangsmaßnahmen
- Erstellung eines Zwangsregisters mit standardisierter Begründungspflicht
- Flexiblere Nutzung von Rehabilitationsangeboten
- Persönliches Budget als Instrument stärken (aktuell <1 % der Eingliederungshilfen)
- Förderung einer offenen, ehrlichen Haltung in der Beziehungsarbeit
Die gemeinsam erarbeiteten, vorliegenden Empfehlungen sollen nun in den Ministerien, interministeriell und auf Bund-Länder Ebene aufgenommen und abgearbeitet werden.
Die DFPP freut sich über den erfolgreichen Dialogprozess und hofft auf gute Fortführung der Prozesse. Der Vorstand dankt der APK für die Durchführung und für die Möglichkeit mitzuwirken.
Text: Thomas Buneta, Marlene Hoffmann